Wozu braucht es eigentlich noch eine Doula, wenn doch bereits eine ganz wunderbare Hebamme anwesend ist?
Nun, die Frage muss jede Frau für sich selbst beantworten. Ich selbst habe vor meiner ersten Geburt keine Notwendigkeit für eine weitere weibliche Instanz gesehen. Mit der Konsequenz, diese Entscheidung im Nachhinein bitterlich zu bereuen. Und damit bin ich nicht allein – immer wieder höre ich von Frauen, denen es ähnlich geht. Wenn es nach mir ginge, sollte die Doula gemeinsam mit der Hebamme und dem Partner ja ohnehin zum festen Geburtsteam gehören. Eine eigene kleine, unerschütterliche Armee im Dienste der gebärenden Frau!
Was also ist denn nun diese Doulas? Doulas sind Frauen ohne medizinische Ausbildung, wohl aber mit einem sehr ganzheitlichen Verständnis von der Bedeutung der Geburt auf emotionaler und körperlicher Ebene. Sie unterstützen die Frau in den Belangen, die eine Hebamme aus verschiedenen Gründen nicht abzudecken vermag – sei es aus zeitlichen oder logistischen Gründen. Dabei ist jede Doula einzigartig, ebenso wie ihr Angebot. Gemein haben alle eine Intention: die Geburt für die Frau, ihren Partner und vielleicht sogar beteiligte Geschwisterkinder (beispielsweise bei Hausgeburten) in schönster Erinnerung zu behalten – als Nährboden für ein friedvolles, glückliches Familienleben.
Doulas sind sowas wie die Mary Poppins unter den Geburtsarbeitern, die mit ein bisschen Feenstaub, Streicheleinheiten und handfesten Kniffs alles daran setzen, den Themen Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett ihren ganz besonderen Zauber zurückzugeben.
Was macht eine Doula?
Eine Doula....
– ....erkennt die Geburt als Schlüsselerfahrung, an die sich die Eltern ihr ganzes Leben lang erinnern werden
– ....unterstützt die Frau bei der Vorbereitung und Durchführung ihrer Geburtspläne
– ....versteht die Physiologie der Geburt und die emotionalen Bedürfnisse einer Frau in den Wehen
– ....bleibt während der gesamten Gbeurt bei der Frau und bietet emotionale Unterstützung, körperlichen Komfort und eine objektive Sichtweise, wenn es darum geht die Informationen zu bekommen, die sie braucht, um eine informierte Entscheidung zu treffen
– ....erleichtert in "stressigen Situationen" die Kommunikation zwischen der Frau, ihrem Partner und dem klinischen Personal
– .... wahrt die Erinnerung der Frau an die Geburt
Was sind die Vorteile einer Doula?
Zahlreiche klinische Studien haben gezeigt, dass eine Geburt bei der eine Doula anwesend ist...
– .... zu kürzeren Wehenphasen und weniger Komplikationen führt
– .... rückblickend mit weniger negativen Gefühlen über die Geburtserfahrung einhergeht
– .... die Notwendigkeit von wehenfördernden Mitteln reduziert wird, ebenso wie der Einsatz von Geburtszange und Saugglocke oder drastischeren medizinischen Interventionen wie ein (Not-)Kaiserschnitt
– .... oft ohne Epiduralanästhesie auskommt
Außerdem ist bekannt, dass sich Eltern, die während der Geburt durchgehend Unterstützung erhalten, sicherer im Umgang mit der neuen Familienkonstellation fühlen und seltener Stillschwierigkeiten und ein größeres Selbstvertrauen haben.
Die Gebärende auf dem Bild freut ich übrigens gleich über zweifachen Doula-Support – besser geht es kaum. Ihr Geburtsteam besteht augenscheinlich aus dem Vater des Kindes, der sie von hinten festhält, ihrer Hebamme, die vor ihr kniet, um das Baby in Empfang zu nehmen und zwei Frauen, die ihre Geburtsposition (übrigens ebenfalls sehr vorbildhaft) unterstützen. Ich habe leider keine Quelle zu dem Bild, schätze es aber aufgrund der Kleidung auf Mitte 19. Jahrhundert.
Ein sehr lesenswerter Artikel ist 2015 in der New York Times erschienen. Er fasst die Beziehung zwischen Hebamme und Doula, die das perfekte Geburtsteam für eine Frau darstellen (können), ganz wunderbar zusammen:
“A good midwife is pretty hands-off,” she said. “There’s warmth there, but they are really for the waist down, and doulas are for the waist up.” Weiter heisst es: “I feel like doulas put the ball back in the mom’s court,” Ms. Kirke said. “They trust you to normalise the high drama.”
Den gesamten Artikel über Domino Kirke, Doula in New York und Gründerin von Carriage House Birth gibt es hier zu lesen, und ist sehr empfehlenswert:
https://www.nytimes.com/2015/02/11/nyregion/doulas-the-latest-wave-in-maternity-culture-are-organizing-for-more-recognition.html?_r=0
Alles Liebe, Stephanie